
Gotha
Zeugnisse für die Nachwelt
Des Teufels Zorn
Eine Geschichte erzählt von einem Besuch Luthers in Gotha im Jahr 1521. Der Reformator war auf dem Weg zum Reichstag in Worms. In Gotha legte er einen Stopp ein, um in der Augustinerkirche zu predigen. Während er sprach, fielen zum Schrecken der Anwesenden mit lautem Krachen Steine von der Giebelwand. Einige glaubten daraufhin, dies sei das Werk des Teufels gewesen. Aus Zorn über Luther, der ihm so viele Seelen gestohlen habe. Und ja , Luthers Ideen fanden schnell Anklang in Gotha. Schon 1522 verkündet auch der Pfarrer der Margarethenkirche, Johann Langenhan, den Gläubigen die neue Lehre. Die Reformation war endgültig in der Stadt angekommen.
Das Rathaus in Gotha ©Daniel James Clarke / Cultural Heart of Germany
Das Gothaer Testament
1537 machte der alternde Luther auf einer Reise wieder einmal in Gotha Halt und weilte im Haus seines Freundes und Mitstreiters Friedrich Myconius. Ein Nierenleiden plagte ihn sehr. Er hatte starke Schmerzen und glaubte sogar sterben zu müssen. Dem ihn begleitenden Johannes Bugenhagen diktierte er ein Testament, mit Myconius besprach er das anstehende Begräbnis. Er wollte in Gotha begraben werden. Nicht in Wittenberg. Nachdem er sich einige Tage gequält hatte, verschwanden die Beschwerden schließlich. Luther war wieder genesen.
Was bleibt ist sein „Gothaer Testament“, ein wichtiges Zeugnis seiner Gedankenwelt. Luther bekräftigt darin seine Überzeugung richtig zu handeln, indem er gegen das Papsttum angeht. Liebevoll gedenkt er seiner Frau und der Kinder. Die besondere Bedeutung der Niederschrift besteht darin, dass es sich hier gleichzeitig um ein theologisches, wie ein sehr persönliches Vermächtnis des Reformators handelt.
Der Festsaal auf Schloss Friedenstein ©Marcus Glahn / Schatzkammer Thüringen
Schätze in Schloss Friedenstein
Schloss Friedenstein in Gotha entstand nach dem Dreißigjährigen Krieg. Der Name ist Ausdruck der Friedenssehnsucht des Erbauers, Herzog Ernst der Fromme von Sachsen-Gotha-Altenburg. Er konzipierte seine Residenz nach außen hin bescheiden protestantisch, ganz im Sinne seiner Überzeugungen. Die Anlage geriet allerdings recht groß, so dass sie auch mit wachsender Verwaltung niemals baulich erweitert werden musste. Heute birgt Schloss Friedenstein so manchen Schatz, wie den Erstdruck von Martin Luthers Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ aus dem Jahr 1520 oder die älteste Abschrift in Arabisch vom „Buch der Wege und Reiche“ verfasst von dem Geografen al-Istahari aus dem 10. Jahrhundert. Beides Teil des UNESCO-Weltdokumenterbes.
Die prachtvollen Residenzräume der Herzöge geben Einblick in barocke Lebenswelten und erzählen von den Verbindungen der Familie zu den europäischen Königshäusern. Ob Schweden, Dänemark, Großbritannien oder Belgien – kaum eine heutige königliche Familie, die nicht mit den Gothaern verwandt wäre…
TIPP: HERZOGLICHES MUSEUM IN GOTHA
Header: ©Florian Trykowski, Thüringer Tourismus GmbH
