
Johann Wolfgang von Goethe
Ein Mann mit vielen Talenten
Der Dichter mit der romantischen Seele
Schon eines seiner ersten großen Werke, die „Leiden des jungen Werthers“ weisen Goethe als Romantiker aus. Das Werk, inspiriert durch eigenen Kummer wegen einer unerfüllten Liebe, entfaltete solche Macht, dass beeinflussbare junge Seelen nach der Lektüre massenhaft den Freitod suchten. Weniger jugendgefährdend waren seine von der Natur inspirierten Meisterwerke wie etwa das Gedicht „Über allen Gipfeln“ (Wandrers Nachtlied), das er 1780 auf dem Kickelhahn in Ilmenau schrieb. Der Entstehungsort ist eine alte Jagdhütte auf einem Berggipfel mit fantastischem Ausblick. Sie liegt direkt am heutigen „Goethewanderweg“ und ist ein echter Geheimtipp für aktive Naturfreude mit Hang zur Poesie. Das Gedicht hat Goethe dort übrigens in die Holzwand geritzt. Es wurde in fast alle Sprachen der Welt übersetzt und trifft mitten ins romantische Herz.
Ueber allen Gipfeln
Ist Ruh',
In allen Wipfeln
Spürest Du
Kaum einen Hauch;
Die Vögelein schweigen im Walde.
Warte nur! Balde
Ruhest du auch.
Kickelhahnplateau bei Ilmenau ©Dominik Ketz, Regionalverbund Thüringer Wald
Der Herr der Theaterbühnen
Goethes Dramen sind meist genial, philosophisch, tiefgründig und der Schrecken aller Teenager-Schüler, die schlicht und ergreifend andere Interessen haben. Sein „Faust“, ist so eine Art Lebenswerk. Er arbeitete immer wieder daran, von seinem 24. bis in sein 82. Lebensjahr. In dem Versuch des Verstehens beschäftigt das Drama seit etwa 200 Jahren unermüdlich Regisseure und Publikum mit nicht nachlassender Faszination.
Doch Goethe schrieb nicht nur für die Bühne, er leitete auch 26 Jahre lang das Weimarer Hoftheater. Das stieg in dieser Zeit von einem adligen Laienspektakel zu einem der führenden deutschen Theater auf. Goethe förderte den Einfluss der Autoren auf die Aufführungspraxis und formte ein festes, professionelles Ensemble. Regelmäßige Sommerspielstätte war das heutige Goethe-Theater Bad Lauchstädt. Dieses wird noch immer bespielt und ist das einzige original erhaltene Theater der Goethezeit.
Deutsches Nationaltheater in Weimar ©Joachim Negwer, Thüringer Tourismus GmbH
Staatsbeamter des Herzogs
Im Dienst des Weimarer Herzogs übte Goethe zahlreiche Ämter aus. So kümmerte er sich z.B. um die Wiederbelebung des Silberbergbaus in Ilmenau, war verantwortlich für den „Wegebau“, sanierte die Staatsfinanzen und reformierte das Militär. Auch in diplomatischer Mission war er unterwegs. So zum Beispiel im nahegelegenen Erfurt, das eine Domain des Mainzer Erzbischofs war. Mit dem fortschrittlichen Mainzer Statthalter Dalberg verband ihn eine Freundschaft. Goethe besuchte auch gelegentlich die „Assembléen“ in der Statthalterei, bei denen verschiedene Stände, vom Fürsten bis zum Handwerker, bei Musik und Unterhaltung aufeinandertrafen. Die Statthalterei war im Oktober 1808 auch der Ort der historischen Begegnung Goethes mit Napoleon.
Ein Mann der Leidenschaften
Goethes amouröse Verwicklungen ziehen sich durch sein ganzes Leben und beeinflussten nicht selten seine Werke. Geradezu ikonisch ist seine Verehrung für die gebildete und weltgewandte Charlotte von Stein. Sage-und-schreibe 1770 Briefe, Billete, Notizen und Gedichte an sie sind erhalten. Die Verbindung war eng und prägend, aber wohl nicht „körperlich“ wie man heute vermutet. Goethe besuchte Charlotte gern auf ihrem Sommersitz Schloss Kochberg. Geheiratet hat er dann eine Frau einfachen Standes, die Putzmacherin Christiane Vulpius. Dies jedoch erst nach jahrelanger „wilder Ehe“ und der Geburt eines Sohnes. Die Weimarer Hofgesellschaft missbilligte die skandalöse Verbindung, doch Goethe mochte „ihr fröhliches, natürliches Wesen“. Erst nach längeren Kämpfen durften die beiden gemeinsam im Haus am Frauenplan in Weimar einziehen, dem heutigen Museum „Goethewohnhaus“.
Innenaufnahme Schloss Kochberg ©Martina Sörensen, Thüringer Tourismus GmbH
Der wissbegierige Forscher
Biologie, Mineralogie, Anatomie und Farbenlehre. Es gab kaum ein naturwissenschaftliches Gebiet, das Goethe nicht interessierte. Er befasste sich mit der menschlichen Sinneswahrnehmung und der Wirkung von Farben und Licht und Schatten. In der Botanik faszinierte ihn besonders der Gingkobaum, dessen Ursprung sich bis ins Erdaltertum zurückverfolgen lässt. Den Harz bereiste Goethe mehrmals, um sich in den Bereichen Geologie und Bergbau weiterzubilden. Die Eindrücke von dessen wilder Natur finden sich dann auch wieder in seinen literarischen Werken, wie etwa in der Walpurgisszene auf dem Brocken in „Faust I“. Auch das Anlegen von Gärten ging Goethe mit Fachexpertise an. Auf seinen Reisen zu den Gartenanlagen der anhaltinischen Fürsten in Wörlitz sammelte er Erkenntnisse für die Gestaltung des Parks an der Ilm in Weimar.
Goethe und Luther
Header: Detail Goethedenkmal in Weimar ©Gregor Lengler, Thüringer Tourismus GmbH
