MDR-Musiksommer in der Bachkirche Arnstadt ©Oliver Killig, MDR

Musiktraditionen im Lutherland

Von Barock bis Romantik

Das Lutherland hat eine reiche musikalische Geschichte. Heinrich Schütz, Georg Friedrich Händel, Georg Philipp Telemann und Johann Sebastian Bach wurden hier geboren. Letzterer war übrigens Spross einer ganzen Dynastie von Musikern, die über 200 Jahre lang, das Musikleben der Region prägte. Johann Pachelbel, Franz Liszt und Richard Wagner wirkten ebenfalls durchaus nachhaltig in der Region.

Pachelbels Kanon für die Ewigkeit

Regelmäßig in den Top Ten internationaler Hochzeits-Playlists ist Johann Christoph Pachelbels weltberühmtes Werk Kanon und Gigue in D-Dur. Geschrieben hat es der Freund der Familie Bach wohl für die Hochzeit von Johann Christoph Bach 1694 in Ohrdruf. Unter den Hochzeitsgästen dessen neunjähriger kleiner Bruder namens Johann Sebastian. Auf Pachelbels Spuren kann man in Eisenach die Georgenkirche besuche, in Gotha die Schlosskirche auf Schloss Friedenstein und in Erfurt die Predigerkirche.

Bach ist immer und überall

Man stolpert praktisch überall über die Familie Bach im Lutherland. Die kinderreichen und musikalischen Bachs versorgten Städte und fürstliche Höfe mit Kammermusikern, Organisten und Stadtmusikanten. Am Anfang stand ein im 16. Jh. aus der heutigen Slowakei eingewanderter Bäcker-Müller mit den Namen Veit Bach, der die Liebe zur Musik nur in der Freizeit pflegte. Ihm folgten Generationen von Berufsmusikern nach. Der Superstar der Familie erblicke 1685 in Eisenach das Licht der Welt und erhielt die Vornamen Johann Sebastian.

Eine Spurensuche der Bachfamiliengeschichte führt von Eisenach aus über mehrere Thüringer Städte nach Köthen in Sachsen-Anhalt. In Köthen verbrachte Johann Sebastian Bach von 1717 bis 1723 eine äußerst produktive Zeit als Kapellmeister am Hof des Fürsten Leopold von Anhalt-Köthen. Hier komponierte er einen Großteil seiner weltberühmten Instrumentalwerke, darunter die Brandenburgischen Konzerte und die Orchestersuite h-Moll. Die relative künstlerische Freiheit und die hervorragenden Musiker am Köthener Hof ermöglichten Bach, seine musikalischen Ideen voll zu entfalten.

Tipp für Fans: Die Arnstädter Bachkirche. Hier entstand höchstwahrscheinlich die weltberühmte Toccata und Fuge in d-Moll.

Händel und der Ort wo alles begann

Es stimmt, dass Georg Friedrich Händel im Laufe seines Lebens praktisch Engländer wurde. Geboren wurde er jedoch in Halle im heutigen Sachsen-Anhalt. Anders als bei Bach war sein Weg als Musiker nicht gerade vorgezeichnet. Der Sohn eines „Leibchirurgen und geheimen Kammerdieners“ war für eine juristische Karriere vorgesehen. Was ein Glück, dass der Herzog von Sachsen-Weißenfels den Vater vom musikalischen Talent des Jungen überzeugen konnte!

Besonderer Tipp: Das Händelhaus in Halle. Hier könnt ihr erfahren, wie das in Händels Kindheit so war, begegnet dem „Europäer Händel“, bewundert historische Musikinstrumente und könnt euch Händel und seiner Zeit interaktiv nähern. Und schließlich ist das ja auch der Ort, wo alles begann. Nicht zu verpassen sind die Händel-Festspiele als ein jährliches kulturelles Highlight, das die Werke des berühmten Komponisten feiert. Die Festspiele finden seit 1952 regelmäßig statt und ziehen ein internationales Publikum an, das sich für die Musik und die Geschichte Händels interessiert.


Jährliche Händel-Festspiele in Halle ©Stiftung Händel-Haus

Das göttliche Genie von Telemann

Zu seinen Lebzeiten war Georg Philipp Telemann tatsächlich berühmter als Bach und Händel. Seinen Zeitgenossen galt er als „göttliches Genie“. Der 1681 in Magdeburg geborene Komponist entdeckte seine Liebe zur Musik früh. Als Kind brachte er sich selbst das Spielen von unterschiedlichen Musikinstrumenten bei. Seiner Mutter machte das wohl Angst und sie nahm ihm die Noten weg. Geholfen hat das zum Glück wenig, wie wir heute wissen. In Magdeburg erklingt seine Musik bei vielen Gelegenheiten.

Im Telemann-Zentrum in Magdeburg können Besucher tiefer in die Welt des Komponisten eintauchen und mehr über sein Leben und Schaffen erfahren. Das Zentrum widmet sich der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Telemanns Werk und bietet interessante Einblicke für Musikwissenschaftler und Laien gleichermaßen

Tipps: Die Telemann-Festtage, der Telemann-Wettbewerb, das Telemann-Sommerfest und die Sonntagsmusiken mit Telemann. 

Romantische Zeiten mit Liszt

Franz Liszt war vieles – Wunderkind, Starpianist, Komponist, Musikpädagoge und Enfant terrible. Letztere Rolle pflegte er mit Hingabe, unter anderem mit seiner öffentlich gelebten Beziehung zur anderweitig verheirateten Fürstin von Sayn-Wittgenstein. Am Hof des kultursinnigen Weimarer Großherzogs Carl Friedrich und dessen Gemahlin der Zarentochter Maria Pawlowna fand der gebürtige Ungar beste Bedingungen für ein Leben als hochgeachteter „außerordentlicher Hofkapellmeister“. In seinem Salon in Weimar verkehrten Brahms, Schumann, Berlioz und von Fallersleben, der Dichter der deutschen Nationalhymne. Die Weimarer Musikhochschule trägt heute seinen Namen und die Stadt ehrt ihn mit einer Liszt-Biennale.

Wagner und die Wartburg

Ein verpasster Zug soll schuld gewesen sein, dass Richard Wagner dem Zauber der Wartburg in Eisenach erlag. Die Burg, die zu seiner Zeit wohl eher eine romantische Ruine war, verzauberte den für romantische Elemente anfälligen Komponisten. Dazu kamen die Geschichten, die man sich über Minnesänger und die Heilige Elisabeth erzählte. Das Resultat ist eine seiner schönsten Opern: „Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg“. Die wird übrigens noch heute jährlich an originaler Stätte auf der mittlerweile sanieren Burg aufgeführt. Garantiert ein unvergessliches Erlebnis!

 

Musikfestivals
Unsere Tipps im Lutherland

THÜRINGER BACHWOCHEN Jährlich um die Osterzeit. Drei Wochen mit Bachs Musik in allen Thüringer Bachstädten, mal klassisch, mal mit modernem Blickwinkel. Siehe thueringer-bachwochen.de. Nächster Termin: 11.04. - 04.05.2025 LISZT-BIENNALE IN THUERINGEN Im Zweijahresrhythmus im Juni in wechselnden Thüringer Städten. 2025 in Meiningen und Bad Liebenstein unter dem Motto "Landschaft und Seele". Termin: 04.06. - 09.06.2025 HÄNDEL-FESTSPIELE Seit 1952 finden die Händel-Festspiele einmal jährlich statt – zu Ehren Händels, der in Halle geboren wurde und hier die prägendste Zeit verbrachte, sowie zu Ehren seiner großartigen Musik. Nächster Termin: 06. - 15.06.2025 TELEMANN-FESTTAGE Die Festtage laden alle ein, in die faszinierende Welt der Barockmusik einzutauchen und die Klänge Telemanns in der Atmosphäre seiner Heimatstadt zu erleben. Termine siehe unter: telemann.org WARTBURG-KONZERTE Ganzjährig. Verschiedene Veranstaltungsreihen inklusive Konzerte mit Dlf-Kultur, Adventskonzerte und Aufführungen von Wagners "Tannhäuser". Termine siehe wartburg.de

 

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