
Mühlhausen
Müntzer und der Bauernkrieg
Der ungeliebte Bruder
Der Mühlhäuser Prediger Thomas Müntzer war einer der ersten Anhänger von Martin Luthers Ideen. Allerdings ging er bald über die Forderungen des Reformators hinaus. Seine Forderungen waren radikaler. Er kritisierte offen die weltliche Obrigkeit und machte Mühlhausen zu einem Zentrum radikaler Reformen. Für Luther wurde der ehemalige Mitstreiter so zu einem eher „ungeliebten Bruder“, den er offen kritisierte.
Thomas-Müntzer-Statue an der Stadtmauer von Mühlhausen. ©Martin Kirchner, Thüringer Tourismus GmbH
Die Ereignisse um das Jahr 1525
Thomas Müntzer wendet sich an die aufständischen Bauern. Er bestärkt sie „Gottes Gericht“ zu vollstrecken. Das Bauernheer nimmt die Stadt Mühlhausen ein. Müntzer wird zu einem bestimmenden Einfluss des Thüringer Aufstandes und Mühlhausen ein Zentrum seines neuen Gottesreiches. Schließlich zieht er mit 300 Anhängern nach Frankenhausen, wo sich die Bauernheere treffen. Mit dabei die Regenbogenfahne, ihr Symbol. Es scheint ihnen dann auch wie ein Zeichen, als am 15. Mai 1525 tatsächlich ein Regenbogen das Schlachtfeld bei Frankenhausen überspannt. „Gott will mit eurer Hilfe die Welt reinigen, kämpft mutig!“ ermuntert er die Aufständischen. Doch es kommt anders. Die Bauern sind den Landsknechten der Fürsten hoffnungslos unterlegen. 6000 verlieren ihr Leben. Thomas Müntzer wird festgenommen. Man bringt ihn auf die Festung Heldrungen und foltert ihn. Am 27. Mai 1525 wird er in Mühlhausen enthauptet. Seinen Kopf steckt man auf einen Pfahl, der zur Abschreckung vor den Toren Mühlhausens aufgestellt wird. Der Nimbus Müntzers ist geblieben. Er gilt als früher Kämpfer für eine gerechte Welt. Auch wenn seine Radikalität manche befremden mag. Wie auch immer wir ihn heute bewerten, er gehört zu den interessantesten Persönlichkeiten der Reformation in Thüringen.
Die Stadt, die Museen, die Geschichte
Schlendert man heute durch die Altstadt Mühlhausens fallen als erstes die prächtigen Kirchen auf. Johann Sebastian Bach war kurzzeitig Organist an der Divi-Blasii-Kirche. St. Marien ist eine Müntzergedenkstätte und in der Kornmarktkirche befindet sich das Deutsche Bauernkriegsmuseum. Die historische Stadtmauer ist fast vollständig erhalten und ist ein Zeuge der Wehrhaftigkeit einer Stadt, die einst das Recht besaß, die Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation mitzubestimmen. Wertvolle historische Dokumente wie kaiserliche Urkunden aus der Frühzeit der „Freien Reichsstadt“ oder Autografe Johann Sebastian Bachs kann man im Reichsstädtischen Archiv im historischen Rathaus besichtigen.
Kornmarktkirche in Mühlhausen ©Tino Sieland, Wirtschaftsbetriebe Mühlhausen GmbH
TIPP: PANORAMAMUSEUM IN BAD FRANKENHAUSEN
Die Thüringer Landesausstellung 2025 lädt ein, das Thema "freiheyt 1525. 500 Jahre Bauernkrieg" zu erkunden und in eine faszinierende Ära des Aufstands und der Sehnsucht nach Freiheit einzutauchen. Unter der Führung von Thomas Müntzer traten die Bauern des 16. Jahrhunderts mutig für ihre Rechte ein. Die fesselnden Geschichten und kämpferischen Geister dieser Zeit inspirieren und prägen bis heute unsere Vorstellung von Freiheit. ©Sebastian Köpcke, MühlhäuserMuseen
Header: ©Tino Sieland, Stadtverwaltung Mühlhausen
