
Georg Spalatin (1484-1545)
Diplomat und „Entführer“
Anfang 1519 wurde Altenburg zum Schauplatz eines bedeutenden Ereignisses der Reformationsgeschichte: Der päpstliche Gesandte Karl von Miltitz traf auf den Reformator Martin Luther. Er wollte erfahren, ob dieser weiter zu seinen Thesen stehen würde. In die Gespräche tief eingebunden war Georg Spalatin. Miltitz zeigte sich beeindruckt von Luthers Auftreten. Es kam zum „Altenburger Waffenstillstand“. Die Vereinbarung lautete: Luther sollte schweigen, während die Gegenseite keine weiteren Schritte gegen ihn unternehmen würde. Doch Luther blieb misstrauisch, auch dank der Ratschläge Spalatins.
Der Hofkaplan Friedrichs des Weisen spielte eine zentrale Rolle beim Schutz Luthers. Als Berater des Kurfürsten war er maßgeblich an dessen „Entführung“ auf die Wartburg beteiligt. Diese rettete nicht nur Luthers Leben, sondern verschaffte ihm auch Gelegenheit, das Neue Testament ins Deutsche zu übersetzen. Ohne Spalatin hätte er vielleicht nie die Zeit für dieses wichtige Werk gefunden. Seine Übersetzung wurde zur wichtigen Quelle der neuhochdeutschen Schriftsprache und trug maßgeblich bei zur schnellen Verbreitung der Reformation.
Georg Spalatins Einsatz und diplomatisches Geschick waren in der Tat unerlässlich für den Erfolg der Reformation. Nachdem Friedrich der Weise 1525 gestorben war, zog er sich nach Altenburg zurück, wo er als Pfarrer und Superintendent für die Reformation weiterwirkte. In der Stadtkirche St. Bartholomäi, in der sein Freund Luther mehrmals gepredigt hatte, wurde er schließlich beigesetzt. Im Nachgang erweist sich die Wahrheit seines Ausspruchs: Ohne ihn hätten Luther und seine Lehre es nie so weit geschafft. Ein treuer Freund und Diplomat der Reformation.
Header: ©Georg Spalatin by Lucas Cranach der Ältere, gemeinfrei
